August 20, 2017

Tihany - Lavendelfelder am Balaton

Ungarn ist und bleibt ein wunderschönes Reiseziel. Es gibt so viele unterschiedliche Gegenden zu entdecken. Da ist das „Alföld“ mit seinem typischen „Pusztaflair“, weite Flächen, Pferdegestüten und Ziehbrunnen, das Gebirgsland „Északi Középhegység“ rund um Bükk mit dem berühmten „Aggteleki Tropfsteinhöhlensystem“ welches sich dank seiner ausgedehnten Wander, Klettertouren und Wildwasserrafting  auch für Extremsportler eignet, dann der sanft hügelige Südteil, auch Baranya Megye genannt, der vor allem durch seine schönen Weinberge und die Stadt „Pécs“ ("Fünfkirchen") genannt überzeugt.

Die Ungarn lieben es zu genießen und essen und trinken mit Leib und Seele. Dabei sitzen sie bei Musik gerne zusammen und genießen ihre Zeit – hier kann man sein Herz verlieren, wie ich vor fast 20 Jahren an meinen Mann :)
Nach ein paar schönen Tagen in der Hauptstadt Budapest machten wir uns auf in Richtung Balaton, dem „Plattensee“. Dieser hat eine Gesamtlänge von 77 km, die schmalste Stelle liegt zwischen Tihány és Szantod und bemisst nur 1,5 km, die breiteste Stelle dagegen 12,7 km. Auf 235 km Länge findet man dicht an dicht gereiht einen Urlaubsort neben dem anderen. Während der Sommermonate zieht es viele Einheimische dorthin, die hier den ganzen Sommer verbringen und natürlich auch unzählige Touristen. Während der Wintermonate friert der im Durchschnitt nur 3 m tiefe See komplett zu und bietet eine herrliche Fläche zum Eislaufen und Enten füttern. Am bekanntesten ist Europas größter Binnensee aber vor allem durch das herrlich flache Wasser, in dem man hunderte Meter hinein laufen kann und die wirklich tollen Wassertemperaturen von ca. 25 Grad – ideal für Familien mit Kindern die hier einen ganz tollen Urlaub verbringen können.

Während wir schon ganz früh am morgen bei herrlich sommerlichen Temperaturen am Strand saßen und leckere „Kakaos csiga“ also süße Kakao Hefeschnecken frühstückten, kam uns die Idee, am nächsten Tag doch einen Abstecher nach Tihány zu machen. Für solche Ausflüge gibt es viele Möglichkeiten. Entweder fährt man mit dem Zug, der den Balaton einmal komplett umfährt, oder mit dem Auto oder einer Fähre.
Während die Personenfähren zwischen Siofok und Tihány ungefähr 1,5 Stunden unterwegs sind, ist man auf der Autofähre (die man auch ohne Auto also nur als Fußgänger benutzen kann) in nur 9 Minuten am anderen Ufer. Die sogenannte „REV“ fährt ab Balaton Szántód und setzt direkt über nach Tihány.
Dort stehen die sogenannten Tuk Tuk´s bereit, kleine Minizüge, die die Familien nach oben zum Kloster fahren.
Das Leben hier ist sehr unkompliziert – die Menschen sind äußerst freundlich, können sehr oft deutsch und helfen auch sonst bei allen Fragen zur Not auch mit Händen und Füßen gerne weiter.
Tihány ist vor allem durch das dort befindliche barocke Abtei Kloster aus dem Jahre 1055 bekannt, welches man schon von ganz weitem an seinen 2 Türmen erkennt.
Ich liebe diesen Ort aber schon von Kindheitstagen an wegen der angenehmen Langsamkeit, den wunderschönen Lavendelfeldern, alten Retdachhäusern und der Ursprünglichkeit der Natur. Ungarns erstes Naturschutzgebiet wurde hier gegründet, da die Umgebung reich an Pflanzen und Tieren ist. Tihány befindet sich auf der gleichnamigen Halbinsel, die vor Millionen von Jahren durch Vulkanismus entstanden ist. Bis heute sieht man direkt neben der Ortschaft Tihány zwei dunkel glitzernde kleine Kraterseen, den „Belsö tó und Külsó tó (Inneren und Äußeren See)“.
Bereits Völker aus der Bronze und Eisenzeit lebten hier und hinterließen ihre Spuren. Später kamen die Römer und ließen sich zunächst dauerhaft nieder. Noch heute kann man die Ausgrabungsstätte besuchen. Wer sich etwas genauer für die Geschichte der Gegend interessiert, dem empfehle ich einen Besuch im „Skanzen“ („Tihányi Tájházak“ , dem Freilichtmuseum direkt oben auf der „Pisky sétány, direkt neben dem Kloster.
Hier kann man alte Häuser, Werkzeuge und Alltagsgegenstände bestaunen und in die Vergangenheit abtauchen.
Direkt daneben befindet sich das Töpfereimuseum, wo man sich auch selbst daran ausprobieren kann, ideal für Kinder.
In den kleinen Souvenirläden des Ortes kann man neben wunderschönen Töpfereiprodukten vor allem alle Produkte rund um Lavendel erwerben, Seifen, Liköre oder auch Duftsäckchen.
Jedes Jahr im Juni findet hier das 3 tägige Lavendelfestival statt, ein buntes Treiben rund um die duftende Heilpflanze, die hier von den Mönchen erstmals angebaut und später kultiviert wurde.
Nachdem wir im kleinen Dorfzentrum ausgestiegen waren, machten wir uns die paar Treppen Richtung Abtei auf und hielten gleich wieder inne.
Dort wartete ein lavendelfarbenes Fahrrad unter einem Baum und lud die Besucher in das dazugehörige Kaffee ein.
Es wirkt durch das Reetdach ein wenig wie ein Hobbithaus und gefiel mir persönlich unheimlich gut. Ähnliche Häuschen sieht man vor allem im Spreewald rund um Berlin.
Man findet hier eine Riesenauswahl an handgefertigten Eissorten, wobei ich das Lavendeleis gekostet habe. Es schmeckt ganz sanft und nur leicht süß, also für mich einfach perfekt – noch dazu diese schöne Farbe! Dazu ein leckerer Kaffee der unter den alten Bäumen im Schatten gleich noch besser schmeckte.
Anschließend betraten wir die Kirche. Gerade an sehr heißen Tagen ist die angenehme Kühle eine schöne Abwechslung.
Daneben hat man den wirklich besten Blick von oben auf den Balaton, dessen Farbe sich je nach Wetterlage von milchig Türkis bis dunkelblau/grün ändert.
Ein paar Schritte weiter befindet sich das sogenannte „Tihányer Echo“, wo sich Groß und Klein liebend gerne ausprobieren.
Danach kann man einfach langsam durch die engen Gassen schlendern und den hübschen Ort auf sich wirken lassen.



Was man sich aber noch auf gar keinen Fall entgehen lassen sollte, ist ein Besuch in einer Weinkellerei, in der man alle hier angebauten Sorten nach Herzenlust probieren kann.
Dazu wird meist selbst gebackenes Schmalzbrot gereicht, auch gerne frischer Paprika , Salami und Schinken. Oder man sucht sich ein schattiges Plätzchen in einem der gemütlichen Restaurants mit Ausblick auf den Balaton, am bestem unter einem schattigen Weinrebendach.
Hier lässt es sich ganz toll aushalten und genießen. Und nicht vergessen bevor die Fähre wieder ablegt, sich unbedingt einmal kurz im Wasser ab zu kühlen….
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